Sorge um die Zukunft des Handwerks: SPD-Landratskandidat Roman Niederberger zu Besuch bei Metzgerei Pickl in Anger

12. September 2019

Christoph Pickl macht sich Sorgen um die Zukunft des Handwerks im Berchtesgadener Land. Obwohl sein Unternehmen mit dem Hauptgeschäft in Anger und Filialen in Teisendorf und Piding gut läuft und insgesamt 25 Arbeitnehmer beschäftigt, sieht der Metzgermeister und Betriebswirt die Gesamtentwicklung kritisch. Er hat sich deswegen mit einem persönlichen Schreiben an politisch Verantwortliche im Landkreis gewandt. Diesen Anlass hat jetzt der SPD-Landratskandidat Roman Niederberger genutzt, um gemeinsam mit der stellvertretenden SPD-Kreisvorsitzenden und Laufener Stadträtin Susanne Aigner den Betrieb am Dorfplatz in Anger zu besuchen und sich mit dem Geschäftsinhaber auszutauschen.

Ein Hauptkritikpunkt von Christoph Pickl ist die zunehmende Bürokratie, die bei den Unternehmen viel Arbeitszeit ohne entsprechende Bezahlung in Anspruch nimmt, und wenig effiziente Kontrollen. Aufgrund der Struktur seines Betriebs mit mehreren Filialen unterliegt dieser nicht nur der Aufsicht durch das Landratsamt, sondern wird auch von der Regierung von Oberbayern und dem Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung kontrolliert. „Die Kontrolleure des Landratsamts nehmen nach meiner Erfahrung ihre Aufgabe durchaus mit dem notwendigen Verständnis für die Betriebe wahr; die Kommunikation findet auf Augenhöhe statt. Bei den überregionalen Behörden geht es oft nur um das Abhaken von Checklisten und nicht um tatsächliche Verbesserungen der Hygiene und Qualität; auch die Kommunikation ist eher schulmeisterlich“, stellte der Metzgermeister fest. Auch im steuerlichen Bereich seien die Kontrollen mit der verpflichtenden Einführung neuer Kassensysteme kleinteiliger geworden. Die zunehmende Bürokratisierung nehme vielen seiner Kollegen die Freude am Beruf und stelle damit die Zukunft besonders kleinerer Handwerksbetriebe in Frage.

Einig waren sich die Besucher von der SPD mit Christoph Pickl, dass gerade in der Lebensmittelbranche regelmäßige Kontrollen unerlässlich sind, diese aber mit dem notwendigen Augenmaß und dem Ziel, echte Verbesserungen bei Sicherheit und Hygiene zu erreichen, stattfinden müssen. Ein weiteres Risiko für die Zukunft des Handwerks sieht der Angerer Metzger bei der Gewinnung von qualifiziertem und motiviertem Personal. In seinem Unternehmen sei der Metzgereibereich mit drei einheimischen und drei osteuropäischen Beschäftigten gut aufgestellt, während im Verkauf die Personalsuche sich immer schwieriger gestalte. Im Gespräch mit Susanne Aigner und Roman Niederberger wurde deutlich, dass es dabei nicht nur um bildungspolitische Weichenstellungen und Fragen der Bezahlung, sondern auch um gesellschaftliche Anerkennung für Handwerkstätigkeiten geht. Gerade in Zeiten der im Landkreis beinahe erreichten Vollbeschäftigung sei es wichtig, dass Schulen, Eltern und Politik die Bedeutung des Handwerks für die Lebensqualität einer Region herausstellen.

Metzgerei Pickl
Tauschten sich über die Zukunft des Handwerks im Berchtesgadener Land aus (von links nach rechts): Susanne Aigner (stv. SPD-Kreisvorsitzende, Stadträtin Anger), Christoph Pickl (Inhaber Metzgerei Pickl), Roman Niederberger (SPD-Landratskandidat, Kreisrat)

Auf Nachfrage des SPD-Landratskandidaten benannte Christoph Pickl als weiteres Hindernis für die Gründung neuer Handwerksbetriebe den hohen Kapitalbedarf. Wer heute eine neue Metzgerei gründen will, benötige aufgrund der hohen Standards eine Startinvestition von ungefähr einer Million Euro. Hier neue Wege in die Selbständigkeit zu schaffen, sei eine wichtige und schwierige Herausforderung. Nach einem weiteren intensiven Austausch bedankten sich die Besucher bei Christoph Pickl für dessen Einladung und seine kritischen und durchdachten Beiträge. Roman Niederberger kündigte an, die besprochenen Themen auch im Wahlkampf aufzugreifen und den Anlass zu nutzen, um Ende Oktober kleinere heimische Betriebe aus dem ganzen Landkreis zu einem gemeinsamen Gespräch über die Zukunft des Handwerks im Berchtesgadener Land einzuladen.

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